Mittwoch, 27. August 2008

Fehleranalyse: Polizisten mit Langeweile, Autofahrer und warum man IMMER zuerst die Beamten reden lassen sollte ....

Es folgt (erneut) eine O-Ton-Collage:
[...auf irgendeiner Landstraße, die noch keine ist, weil innerstädtisch, aber so aussieht, weil so grün...]

Zwei Männer in Blau winken mich raus. Zuerst denke ich: Was sind das für Typen und was wollen die? Dann erinnere ich mich an die kürzlich umgesetzte neue EU-Richtlinie und stelle fest: das sind Polizisten ... muss ich also doch anhalten. Shit!
Ich, mit defektem Fensterheber auf Fahrerseite, öffne die Tür.
Fehler 1:
Ich sage: "Entschuldigung, der blöde Fensterheber ist schon seit Wochen kaputt, ich komm einfach nicht in die Werkstatt."
Der Beamte notiert stillschweigend den kaputten Fensterheber und schaut mich mit hochgezogener Augenbraue an.
Fehler 2:
Ich sage: "Ok, wie schnell war ich?"
Er: "Sind sie zu schnell gefahren?"
Ich: "Ich weiß nicht, bin ich?"
Er: "Funktioniert ihr Tacho auch nicht?"
Ich: "Doch, schon lange wieder ..."
Er: "Wie schnell waren sie?"
Ich: "Na, wenn sie das nicht wissen ..."
Er: hmm "... sie wissen, wie schnell sie hier fahren dürfen?"
Fehler 3:
Ich sage: "Ja, 70. ich war höchstens auf 75 ..."
Er: "75?"
Ich: ja, höchstens.
Er: "Hier ist 50."
Ich: schlucke ... versuche zu lächeln.

Ich stelle sehr schnell fest: Ich hab's versaut. Nichts hilft mehr.
Auf dem Weg zum Kofferraum und dem Verbandskasten suche ich nach irgendeiner sinnigen Erklärung für das, was der Beamte dort nun vorfinden wird ... mir fällt aber nichts ein und so findet er dort zwei Verbandskästen, mit teilweise abgelaufenen Inhalten, die jedoch zusammen einen völlig korrekten Verbandskasten darstellen und bitte auch als Solcher zu bewerten sind! ... man lässt mir das durchgehen, weil ich verspreche, zu Hause angekommen, alles vernünftig in einen Kasten zu sortieren - dass ich auch so alles finden würde, glaubt man mir nicht.

Ich bin davongekommen. Man war doch noch lieb zu mir. Keine Strafe für meinen Fahrstil. Keine Strafe für die Verbandskästen. Es ist doch keine böse Welt ...
Danke.

Mittwoch, 20. August 2008

vegetarische Mäuse

Tote Tiere sind nicht schlimm, wenn sie nicht leiden mussten und friedlich sterben durften. Nun will es die Natur aber so, das mein Kater dem Vegetarismus nichts abgewinnen kann und auch nicht akzeptiert, dass ich halbtote, blutende Mäuse auf teuren, handgewebten Wollwohnzimmerteppichen eher unangebracht finde. Letzte Nacht war das Tier so freundlich den blutenden, zuckenden Fang nicht herein zu schleppen, was schon allein an der mangelden Möglichkeit irgendwie ins Haus zu gelangen scheiterte. So wurde die Opfergabe direkt vor der Haustür platziert ...

Ich gehe morgens immer Barfuß zum Briefkasten.

Danke, Tier.

Montag, 18. August 2008

Frankenstein [Hausfrauentipp ( # I )]

Salat, den man eine Woche lang im linken Gemüsefach des Kühlschranks vergisst ist durchaus noch essbar. Salat, den man dann doch nicht isst, sondern, in Ermangelung ausreichender Speicherkapazität des Kurz- so wie Langzeitgedächtnisses, noch eine weitere Woche vergisst, ist noch zu kleinen Teilen bedingt essbar. Salat, dessen Existenz man wahrnimmt, aber konsequent ignoriert, ist nach einer weiteren Woche im Gemüsefach unten links zu einer eigenständigen, autarken Lebensform mutiert.
Das vormals satte, knackige Grün welkmatscht nun vor sich hin. Ein kurzes Öffnen der Lade verrät der Hausfrau, dass auch optimal gelagertes Gemüse irgendwann seine Halbwertszeit erreicht, überschreitet und sich fortan exponentiell zersetzt. Und, ja!, verrottendes Gemüse in Kühlgefrierkombis riecht nicht dezent.
Soeben eröffnete ich dem Gatten, dass wir einen neuen Kühlschrank kaufen müssen; denn anfassen tu ich das nicht. Erst lachte er, dann schaute er nach, kam zurück und nickte ... Wir wollen aber noch bis nächste Woche Freitag durchhalten - da kommt die Putzfrau. Wir werden ihr Unmengen Geld und Parfum bieten, ja, meinetwegen sogar Großmutters Schmuck, damit sie sich der Kreatur undten links im Gemüsefach annimmt. Der Gatte beklebte vorerst die Schublade mit einem Biohazard-Aufkleber und dem Hinweis Nicht öffnen! Lebensgefahr!.
Mahlzeit.

Samstag, 16. August 2008

Günni muss weg!

Sie kommt rein, morgens, kreidebleich.
Er fragt: "...keine Post heute?"
Sie sagt: "...schau selbst."
Etwa eine Minute später sitzen sie sich beide, kreidebleich, schweigend gegenüber.
Sie konnten sehen, dass eine E-Plus Rechnung im Kasten liegt und irgendwas von der Bank. Aber sie kamen nicht dran. Zwei Tage später klingelt es - es ist der Briefträger, kreidebleich. Sie öffnet ihm die Tür, schaut betroffen. Er reicht ihr die Post mit den Worten:
"Sie haben eine wirklich große Spinne im Briefkasten."
Sie nickt.
"Ich meine, die ist wirklich riesig ... und dick ... und behaart!"

Sie nickt erneut.
"Ich weigere mich da Briefe reinzustecken, Frau J.; entfernen Sie das Tier."
Sie schaut gequält, er geht.
Das liegt etwa drei Wochen zurück und die Briefkastenspinne wird nun liebevoll Günni genannt. Günni ist mittlerweile in der ganzen Straße bekannt. Gestern stand ein Reisebus mit japanischen Touristen vor unserem Haus, die sich mit der großen Briefkastenspinne fotografieren lassen wollten. RTL, Pro7 und Sat1 riefen an und baten um Interviews, in denen wir uns äußern sollten zu unserem Leben mit Günni. Der Briefträger legt die Post seit Tag X auf die Küchenfensterbank. In der ersten Woche klingelte er noch, aber dann war ihm das zu mühselig. Heute Morgen schlug der Gatte vor einen neuen Briefkasten aufzuhängen, aber das will ich nicht.
Günni muss weg!
Seit einer Woche verlasse und betrete ich das Haus nur noch durch die Hintertür, weil Günni mich immer so komisch anschaut, wenn ich am Briefkasten vorbei gehe. Jetzt sitze ich vor den Gelben Seiten und suche einen Kammerjäger.
Waidmanns Heil!