Samstag, 16. August 2008

Günni muss weg!

Sie kommt rein, morgens, kreidebleich.
Er fragt: "...keine Post heute?"
Sie sagt: "...schau selbst."
Etwa eine Minute später sitzen sie sich beide, kreidebleich, schweigend gegenüber.
Sie konnten sehen, dass eine E-Plus Rechnung im Kasten liegt und irgendwas von der Bank. Aber sie kamen nicht dran. Zwei Tage später klingelt es - es ist der Briefträger, kreidebleich. Sie öffnet ihm die Tür, schaut betroffen. Er reicht ihr die Post mit den Worten:
"Sie haben eine wirklich große Spinne im Briefkasten."
Sie nickt.
"Ich meine, die ist wirklich riesig ... und dick ... und behaart!"

Sie nickt erneut.
"Ich weigere mich da Briefe reinzustecken, Frau J.; entfernen Sie das Tier."
Sie schaut gequält, er geht.
Das liegt etwa drei Wochen zurück und die Briefkastenspinne wird nun liebevoll Günni genannt. Günni ist mittlerweile in der ganzen Straße bekannt. Gestern stand ein Reisebus mit japanischen Touristen vor unserem Haus, die sich mit der großen Briefkastenspinne fotografieren lassen wollten. RTL, Pro7 und Sat1 riefen an und baten um Interviews, in denen wir uns äußern sollten zu unserem Leben mit Günni. Der Briefträger legt die Post seit Tag X auf die Küchenfensterbank. In der ersten Woche klingelte er noch, aber dann war ihm das zu mühselig. Heute Morgen schlug der Gatte vor einen neuen Briefkasten aufzuhängen, aber das will ich nicht.
Günni muss weg!
Seit einer Woche verlasse und betrete ich das Haus nur noch durch die Hintertür, weil Günni mich immer so komisch anschaut, wenn ich am Briefkasten vorbei gehe. Jetzt sitze ich vor den Gelben Seiten und suche einen Kammerjäger.
Waidmanns Heil!

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