Mittwoch, 8. Oktober 2008

Überpünktlich!

Ich schaffte soeben etwas, was mir so bisher noch nie gelang: Ich kam einen Tag zu früh!
Früher hatte ich nie Terminprobleme. Ich kam einfach immer pünktlich; egal, wie viel ich zu tun hatte, ich schaffte es immer. Dann, irgendwann, vernahm ich das Gerücht, ich käme ja so wie so immer zu spät, mindestens eine viertel Stunde. Anfangs erheiterte mich das noch und auch in meinem Freundeskreis wurde es zum running Gag (Immer, wenn ich eintraf, wurde dies begleitet mit den Worten: "Ach, ist es schon so spät?") ... Nach einiger Zeit beschloss ich dem ein Ende zu setzen, indem ich demonstrativ zu spät kam, mindestens 20 Minuten. Irgendwie lief das dann sehr schnell aus dem Ruder. Aus 20 Minuten wurden 30, dann direkt eine Stunde, 1,5 Stunden und schließlich ging ich dazu über Termine zu vergessen. Dies alles geschah schleichend, quasi ohne mein Wissen. Irgendwann bemerkte ich, dass ich nun in diesem Stadium der Unfähigkeit termingerechten Lebens gefangen bin ...
Ich schaute mich unlängs nach Beratungsstellen um, suchte nach Selbsthilfegruppen, fand aber nichts, was den Anschein machte mir helfen zu können. Im Grunde bin ich ja auch nicht mal Schuld an meiner Situation, oder? Hätte niemand dieses blöde Gerücht in die Welt gesetzt, ich wäre Zeit Lebens weiter pünktlich gewesen.
In der letzten Zeit bemühe ich mich nun doch gezielt so etwas wie eine moderate Pünktlichkeit an den Tag zu legen und schaffe es immer öfter, zwar nicht komplett termingenau, aber immerhin zeitnah zu Erscheinen.
Heute jedoch verblüffte ich mich selbst: Nicht nur, dass ich bereits zu unglaublich früher Stunde erwachte und sofort joggen ging, nein, ich duschte dann, beantwortete mails, begann zwei neue Texte, twitterte und verlies das Internet mit perfektem Timing, um dann etwa 15 Minuten später vor einer verschlossenen Bürotür im 4. Stock zu stehen. Ein Telefonat etwa 11 Minuten später verriet mir: Ich bin pünktlich. Richtige Zeit, richtiger Ort ...leider der falsche Tag!
Zuerst hielt ich das wirklich für einen Witz, als ich dann allerdigs, wieder zu Hause angekommen, in meinen Unterlagen kramte (also nach einem gelben, kleinen Zettel suchte, der hier irgendwo sein musste ...) stellte ich fest: 09.10.2008
Ich habe mir vorgenommen, den Termin morgen sausen zu lassen, so als Ausgleich ... für mein Karma ...
Ab sofort werde ich alle Bemühungen pünktlich zu sein einstellen.
Vielleicht mache ich erst gar keine Termine, oder nur Termine mit 'Gleitzeit', mit so ungefähren Angaben wann es sein könnte, dass ich da bin, dass es eben aber auch genau so gut sein kann, dass ich nicht erscheine, oder einen Tag früher, oder einen Tag später ...

völlig zeitdrucklose Grüße

Ihre
FrauJ

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich halte Pünktlichkeit für vollkommen überbewertet. Einst verabredete ich mich mit Freunden stets für "zwischen zwei und drei" oder dergleichen. Allerdings scheinen sich die Zeiten gewandelt zu haben und Pünktlichkeit von einer Tugend zur Grundvoraussetzung mutiert zu sein. Schon wenige Minuten Verspätung reichen aus, um einen nachfragenden Anruf zu erhalten, obgleich die Telefonkosten bei zweiminütiger Zusatzgeduld hätten eingespart werden können.

Ich finde fümpf Minuten Nachträglichkeit normal, zehn Minuten okay, bei Werten über einer Viertelstunde werde auch ich allmählich ungeduldig -- es sei denn, der Erwartete neigt im Allgemeinen zu Zeitignoranz. Dann nämlich halte ich problemlos auch eine Stunde aus und beschäftige mich mit Interessantem anstatt einfach nur zu warten.

Ich habe mir den Ruf den Es-mit-der-Zeit-nicht-ganz-so-eng-Nehmers erarbeitet und vertraue auch auf selbigen, wenn ich feststelle, dass ich mal wieder rückwärts durch die zeit reisen müsste, um pünktlich zu sein. Allerdings lege ich mich beim Verspäten nicht auf einen Zeitraum fest, denn den einzuhalten, kann gar nicht funktionieren.

Und die meisten Ereignisse sind ohnehin nicht mit Minutenwichtigkeit bestückt, so dass ein ungefähres Pünktlichkommen vollkommen ausreicht.

Wenn es aber _wirklich_ wichtig wird, glaube ich, stets pünktlich zu sein. Es ist stets sehr stressig, das umzusetzen, und zuweilen klappt es auch nicht; dennoch bilde ich mir ein, pünktlich sein zu können, wenn ich es nur _will_.

Einen Tag zu früh zu erscheinen, würde ich übrigens als positivste Eifrigkeit werten, spricht also eindeutig für Sie. Und wenn Sie das häufiger machen, wird vllt sogar ihr Unpünktlichkeitsruf eliminiert...

Anonym hat gesagt…

Beim ersten Treffen mit einem Menschen ist Pünktlichkeit Pflicht. Schon aus Höflichkeit, um dessen Zeit nicht zu verplempern. Erweist dieser sich aber als unpünktlich, hat er das Kriegsbeil ausgegraben und ich werde ihm in Zukunft beweisen, dass ich noch viel unpünktlicher sein kann als er. Das hat zwar keine Größe, tut aber unglaublich gut.

Anonym hat gesagt…

So in etwa erging es mir auch in den letzten Jahren. Die häufige Unpünktlichkeit führten andere nahestehende Personen auf eine (langjährige) Exfreundin von mir zurück. Ich kann dem zwar zustimmen. Heutzutage bin ich dch eher wieder pünktlicher.

.. Es bleibt spannend ...

Aber was bitte ist verlies das Internet mit perfektem Timing??? ;-)

Anonym hat gesagt…

Nun, bekanntermaßen ist 2008 ein Schaltjahr, das heißt, dass das gefühlte Datum heute der 9. Oktober ist. Dass Du nun einen Tag zu früh warst, spricht für einen ausgezeichneten Biorhythmus und eine gut gestellte innere Uhr.

Gruß von Luce!

Anonym hat gesagt…

Oder - wie so manch andere Frau Ihr gesamtes Leben lang - nie. ^^

Frau J. hat gesagt…

Oh, bastian, dich scheint das Thema auch zu beschäftigen ...
Wie schön, dass wenigstens du meiner heutigen Überpünktlichkeit etwas positives abgewinnen konntest ;) Und du hast Recht: Ich werde mir vielleicht wirklich einen neuen Ruf erarbeiten. Vielleicht komme ich fortan einfach generell immer 24 Stunden zu früh ... das hätte auch was, finde ich.
Aber das will ich mir mal als guten Vorsatz für Silvester aufheben.

Da, monsieur juf,scheinen wir ja so gar nicht kompatibel...

Das Internet mit perektem timing zu verlassen, lieber Dagger, bedeutete in diesem Fall 'off' zu gehen, bevor mich jemand über skypeanrufen konnte, oder die erste 'Re,Re:'-mail mich erreichte, oder ich noch was twittern konnte ... das ist manchmal gar nicht so leicht ;)

Ach, liebster Luce ;), endlich jemd, der eine logisch sinnvolle Erklärung für die heutige Misere hat! Taused Dank! Das ich da nicht selbst drauf kam ... Sie verstehen mich eben.

Monsieur Winkel, oder sollte ich MGI sagen?, was Sie wieder denken ... naja ... das stimmt wohl wirklich nicht mit dem 'Winkel is the best Schwiegersohn'-Gedanken, den ich da hatte ;)

Ihre

FrauJ

Erdge Schoss hat gesagt…

Zeit, liebe FrauJ, wird doch sowieso völlig überbewertet.

Herzlich
Ihr Erdge Schoss